Das richtige Yoga?

„Nachgespürt“ – Gedanken zum Yogaunterricht von Susanne

Was ist denn nun das richtige Yoga?

Mit dieser Frage konfrontierte mich eine Seminarteilnehmerin, die bisher Yoga im Fitness Studio geübt hatte und nun sehr überrascht ob meiner so ganz anderen Herangehensweise war.

Wer heute mit Yoga beginnt, sieht sich einer Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten gegenüber. Von fitnessorientierten Bewegungsfolgen, die auf Kraftzuwachs und intensive Dehnerfahrungen ausgerichtet sind bis hin zu spirituellen Erfahrungen mit gemeinsamem Mantra Chanten finden wir zielgruppenorientierte Yogagruppen bereits in jedem Sportverein, an der VHS und im Fitness Studio um die Ecke.

Ob nun der Weg über die Energiearbeit des Kundalini Yoga, das hingebungsvolle Handeln des Karma Yogas oder die Meditation im Raja Yoga geht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ausschlaggebend für das „richtige Yoga“ ist allein das Ziel meiner Bemühungen.

Halten wir uns an die Urtexte des Yoga, so finden wir gleich zu Beginn von Pantanjalis Yoga Sutras in Vers 2 den Satz: „Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.“ In der Bhagavad Gita steht in Kapitel II/48 geschrieben: „Gleichmut wird Yoga genannt.“ Und Swami Rama der spirituelle Leiter des Himalaya Institutes erläutert etwas ausführlicher „Yoga bedeutet, alle im Menschen vorhandenen Systeme und Möglichkeiten in einen harmonischen Zustand zu bringen, um die Aufmerksamkeit des Geistes auf einem Punkt für eine lange Zeit ohne Unterbrechung halten zu können.“ Das ist ziemlich eindeutig, oder?

Die Antwort auf die oben gestellte Frage ist also simpel und für jeden Yogaübenden einfach zu überprüfen. Am Ende deiner Yogapraxis sollte dein Geist sich soweit beruhigt haben, dass du dich in einem friedvollen, gleichmütigen Zustand befindest. Wenn es dir jetzt gelingt, deine Aufmerksamkeit ohne Anstrengung für eine Weile auf einen Fokus deiner Wahl zu richten, war dein Yoga erfolgreich.

Swami Rama geht in seinen Ausführungen übrigens noch weiter. Er beendet obigen Satz mit „… damit ich die von der Gesellschaft an mich gestellten Aufgaben und Pflichten mit der mir größten Perfektion und Verantwortung erfüllen kann.“ Also keine Erleuchtung in einer Höhle des Himalaya, sondern das Hier und Jetzt und die Bewältigung meiner Aufgaben im Alltag.

Nirgendwo findet sich übrigens der Hinweis auf einen perfekt durchtrainierten Körper – als oberstes Ziel wohlgemerkt. Selbst das Hatha Yoga, das ursprünglich übersetzt übrigens „Anstrengung“ bedeutet, strebt mit seiner fordernden Körperarbeit als Ziel einen körperlich empfunden Ausgleich der Urkräfte Ha und Tha, symbolisch für Sonne und Mond, an. Harmonisierung statt Muskelzuwachs, aber auch das ist natürlich Auslegungssache. Und so bietet Yoga als philosophischer Weg natürlich eine Vielzahl von Möglichkeiten unter dessen Dach sich ein jeder sein Wohlfühlangebot suchen kann.