Kreativität

„Nachgespürt“ – Gedanken zum Yogaunterricht von Susanne

Kreativität aus der Langeweile

Wann hast du dich zum letzten Mal gelangweilt? Bist du auch ein Mensch, der jede Minute seines Lebens verplant oder einfach ständig beschäftigt ist? Dann befindest du dich in guter Gesellschaft. Die meisten von uns haben verlernt, freie, unverplante Zeit, ja besonders auch Langeweile zuzulassen.

Zugegeben, es gibt immer etwas zu tun. Und Menschen, die einfach nur irgendwo sitzen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen – besonders wenn sie noch nicht das Rentenalter erreicht haben – machen uns entweder nervös oder vielleicht auch ein wenig neidisch. Sie passen nicht in unsere Leistungsgesellschaft. Wochenenden eignen sich wunderbar für Fortbildungen oder zum Party machen. Ein Sabbatjahr oder -monat ist schick, denn meistens ist es ja auch mit einem bestimmten Inhalt, einer Reise, der Erziehung eines Kindes gefüllt. Aber „nichts tun“, und ich spreche hier nicht vom Wellness-Urlaub, der ebenfalls mit Terminen gespickt ist, wer kann oder will sich das leisten? Wie merkwürdig würde es anmuten, wenn du zu deiner Freundin sagen würdest: „Am Wochenende hab ich noch gar keine Pläne, ich werde ein bisschen in den Tag leben.“?

Als Selbständige bin ich in der glücklichen Lage, mir meine freien Tage selbst zu gewähren und brauche auch diese unterrichtsfreie Zeit, um neue Ideen für Seminare oder Stundenabläufe zuzulassen. Ja richtig „zulassen“, denn Kreativität ist nichts, was wir erzwingen können, nichts, wofür wir uns noch mehr anstrengen müssen. Und genau das lehrt uns der Yoga. Dieses Loslassen, um mit offener Neugierde zu schauen, was passiert. Weit weg vom Gedanken des „schneller, höher, weiter“ lösen wir Muskeln, Bänder, lassen Atem und Gedanken fließen und schauen mit offenem Gewahrsein, was passiert.

Jeder Rückzug der Sinne, jedes Innehalten und Spüren des Momentes öffnet neue Türen. Wagen wir dieses Pausieren ohne Reue, dass etwas liegen bleibt oder verpasst wird. Gestatten wir uns und unseren Kindern nicht nur Pausen, sondern echte freie Zeit und sogar die Möglichkeit, dass wir uns langweilen. Und sind gespannt, was sich daraus entwickelt!