Handeln

Der inneren Natur entsprechend handeln

Neulich diskutierten wir im Rahmen einer Fortbildung einen Vers aus der Bhagavad Gita, einer indischen philosophischen Schrift, die lehrt, wie wir unser kreatives Potential in der äußeren Welt entfalten und dabei doch im Zustand innerer Ruhe und Gleichmut bleiben können. Einer meiner Lieblingsverse lautet: „Es ist besser, das eigene Gesetz und die eigene Pflicht (dharma) unvollkommen zu erfüllen als das Gesetz und die Pflicht eines anderen, selbst wenn man diese gut erfüllt.“

Dharma würden wir etwa mit „Schicksal“ oder auch „Verpflichtung“ übersetzen. Es geht also um die große Aufgabe, weshalb wir hier in dieser Welt sind, die Handlungen, die wir in die Welt bringen, weil wir das unbedingte Gefühl haben, dass sie jetzt dran sind, weil eine größere Macht durch uns wirkt.

Die große Frage, die bei Diskussionen um diesen Vers immer wieder entbrennt, ist: „Was ist denn meine Pflicht, mein dharma hier in dieser Welt?“ Eine gute Frage, die wir uns sicherlich auch im Alltag immer wieder stellen können. Handle ich so und so, weil es meine Eltern so wollten, um meinem Partner zu gefallen, meinen Nachbarn gegenüber etwas darzustellen, Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen? Sind es gar innere Antreiber, die ich im Laufe meines Heranreifens entwickelt habe und die sich heute als eher hinderlich erweisen?

Viele unserer Handlungen, die wir glauben, unbedingt ausführen zu müssen, entspringen nicht unserer inneren Überzeugung und es gilt, sie immer wieder zu hinterfragen. Handle ich auf diese oder jene Weise, um mein Ego zu bedienen, weil ich mich mit anderen vergleiche und mit ihnen mitziehen möchte, weil ich anderen gefallen möchte oder weil es mir die Werbung so suggeriert? Wenn wir genau hin spüren, fühlen wir oft selbst sehr gut, wann etwas passt und wann es uns und unserer Natur nicht entspricht.

Yoga, Entspannung und Meditation – alles, was uns einlädt achtsam und still zu werden,  unterstützt uns in unserer Unterscheidungsfähigkeit. Oft hilft schon ein kleines Innehalten, um unsere Handlungen zu hinterfragen und eine Botschaft aus der inneren Weisheit heraus zu empfangen. Wir müssen diese bewussten Pausen nur zulassen!

Und was bringt uns nun der Antwort auf die Frage nach der großen Aufgabe hier in diesem Leben näher? Eine sehr weise Nonne hat mir auf die Frage einmal geantwortet: „Schau mal, was du als Kind schon sehr gerne gemacht hast.“ Ah ja, da wüsste ich schon….