Yoga in den Wechseljahren

Viele Frauen finden gerade in der Zeit um die Prämenopause oder während der Menopause zum Yoga. Sie fühlen, dass ihre Belastbarkeit sowohl mental als auch physisch nachlässt, haben Schlaf- und Konzentrationsprobleme und sind reizbarer als früher. Der Wunsch nach Entspannung und Ausgleich ist groß. Das alles hat seinen Ursprung in der hormonellen Umstellung vor und nach der letzten Regel.  Der Körper produziert immer weniger Sexualhormone wie Progesteron und Östrogen.

Progesteron wird als wichtigster Vertreter der Gelbkörperhormone in der zweiten Phase des Menstruationszyklus gebildet und bereitet die Einbettung des befruchteten Eis vor. Außerdem aktiviert es sogenannte GABA-Rezeptoren im Gehirn, um unser Nervenkostüm zu entspannen. Es ist also das Hormon, dass uns Gelassenheit für den Alltag bringt. Stellen nun die Eierstöcke in den Wechseljahren allmählich die Hormonproduktion ein, wundert es nicht, dass wir mehr Probleme haben, zur Ruhe zu kommen und unsere Schlafqualität schlechter wird.

Östrogen sorgt unter anderem für stabile Knochen und geschmeidige Gelenke. Außerdem ist es für den Kollagenaufbau der Haut und des Bindegewebes zuständig. Gerade bei letzterem merken wir Frauen, dass sich etwas in unserem Körper in der Menopause verändert. Nicht nur die Straffheit der Haut lässt nach, sondern auch die Elastizität aller faszialen (Bindegewebs-) Verbindungen im Körper. Unsere Muskeln reagieren anders auf An- und Entspannung. Sehnen und Bänder sind weniger elastisch und dehnbar und die Belastbarkeit der Knorpel lässt nach. Chronische Schmerzen und Beschwerden in den Gelenken und Muskeln kommen bei Frauen in den Wechseljahren häufiger vor als Hitzewallungen!

Viel Bewegung, eine gesunde Ernährung und die Reduzierung von Stress helfen in dieser besonderen Lebensphase. Eine Zeit, um alte Gewohnheitsmuster neu zu überdenken und ein Grund mehr, sich intensiver mit Yoga zu beschäftigen. Fließende Yogasequenzen mit wenig Belastung auf den Gelenken sind ein guter Ausgleich zum Alltag. Da die hormonelle Umstellung sich auch auf unsere Knochen und Muskeln und Faszien auswirkt, ist es wichtig, die Übungen anzupassen und allzu großen Druck oder intensive Dehnung zu vermeiden.

Nachdem wir feststellen, dass auch der Erhalt der Muskelkraft intensiveres Training als früher braucht, legen viele Frauen „noch eine Schippe drauf“, besuchen vielleicht noch härtere Work-Out Kurse und genießen es, Hitzeschübe beim Sport als freundliche Begleiterscheinung und nicht als lästiges Übel des Alltags zu erfahren. Aber Vorsicht! Der Körper macht insgesamt eine große Umstellung durch. Und während wir früher vielleicht ausdauernd beim Zumba-Kurs mithalten konnten, erfahren tun uns plötzlich alle Gelenke weh nach dem intensivem Körperworkout.

Das heißt nicht, dass wir uns nicht mehr auspowern dürfen. Im Gegenteil, denn eine Hormonproduktion läuft durch die Produktion in der Nebenniere weiterhin gut in unserem Körper und gewinnt jetzt sogar die Oberhand. Es ist die des Testosteron. Genau dieses Hormon lässt uns jetzt viel öfter als früher weniger angepasst oder weniger nachgiebig sein. Es stärkt unser Durchsetzungsvermögen und wir trauen uns vielleicht eher mal, unsere Meinung zu sagen, egal, wie es ankommt. Doch zurück zum „Auspowern“. Hier erleben viele Frauen Ausdauersportarten wie intensive Fahrradfahren, Walking oder Schwimmen, die ebenfalls gelenkschonend sind, als idealen Ausgleich und Ventil. Und auch eine umfassende Yogapraxis, die uns in eine Körperspannung im Wechsel mit Loslass-Übungen bringt, kann jetzt gerade sehr wohltuend sein.

Entspannungs- und Meditationsübungen helfen, wenn wir vielleicht öfter als sonst „außer uns“ sind oder Schwierigkeiten haben, uns zu konzentrieren. Und nicht zuletzt ist es eine Phase der intensiven Auseinandersetzung mit dem, was jetzt wirklich wichtig ist. Die achtsame Innenschau, die wir uns im Yoga gönnen, unterstützt Frauen in ihrem Transformations-Prozess in dieser Zeit und hilft, Veränderungen anzunehmen und Neues zuzulassen.